Ortswechsel fördern meine Kreativität


Wir werden dort abgeholt, wo wir uns eben noch von Lisa verabschiedet haben: in Brüssel. Aus der Bibliothek der Europäischen Kommission erzählt uns die luxemburgische Doktorandin und Weltenbummlerin Sophie Schram, die gerade zu Forschungszwecken in Brüssel ist, von  ihren Erfahrungen aus Montréal, dem Wirtschafts- und Kulturzentrum Québecs.



Sophie hat von November 2013 bis Januar 2014 in Montréal gelebt. Mit dem Winter dort ist nicht zu spaßen: es herrschen manchmal Temperaturen von -30/-40°C. Gerade bei diesen Temperaturen ist es in den kleinen Cafés im Quartier Latin oder in der Vielle Ville beim Duft der  eigens gerösteten Kaffeebohnen sehr gemütlich. Muss man doch mal vor die Tür, so ermöglicht einem das unterirdische RÉSO, das als längstes Tunnelsystem weltweit gilt, trocken von einem Ort zum anderen zu kommen, ohne den Witterungsbedingungen ausgesetzt zu sein.
An Montréal schätzt Sophie besonders die Zugänglichkeit der Menschen und deren kulturelle Offenheit. Anderssein ruft hier nicht etwa Misstrauen oder Ablehnung hervor, sondern weckt Neugier und Interesse.
Als Luxemburgerin erfuhr Sophie sehr früh, welche Nachteile Staatsgrenzen haben können und welch hohe Bedeutung der Prozess der europäischen Integration bei der Überwindung der Grenzen hat. So kam es auch, dass sie während des Studiums ihren Schwerpunkt auf europäische Politik setzte und ihre eigenen (geografischen) Grenzen immer weiter verschob.
Zuerst beschäftigte sie sich in ihrem binationalen Bachelor Deutsch-Französische Studien in Saarbrücken und Metz mit den beiden Motoren der europäischen Integration. Ihre Kenntnisse weitete sie im Master an der FU Berlin und der London School of Economics and Political Science auf die gesamte Europäische Union aus. Seit September 2013 promoviert Sophie an der Universität Trier und der Université de Montréal in der kanadischen Provinz Québec im Internationalen Graduiertenkolleg Diversity: Mediating Difference in Transcultural Spaces.
Nachdem sie bereits in Frankreich und Großbritannien gelebt hat, hatte sie keine großen Probleme sich an das Joual in Québec zu gewöhnen. Die Sprachmelodie ist anders und einige Wörter gibt es im Französischen nicht. „Aber ich glaube, mittlerweile spreche ich selber Französisch mit kanadischem Akzent“, erzählt Sophie schmunzelnd. In Montreal erlebt man konkret die Geschichte der frankophonen Kanadier und Immigranten: die Main als symbolische Sprach- und Klassengrenze prägt das kollektive Gedächtnis der Montréaler bis heute.  
Ein Leben ohne Reisen ist für Sophie kaum vorstellbar. „Das Reisen ist für mich eine enorme, persönliche Bereicherung. Ortswechsel fördern die Kreativität, wodurch viele neue Ideen zustande kommen“, schließt sie. 
Autorin: Annika Thies


Ihr wart für einige Zeit in Nord-, Süd- oder Mittelamerika, Asien, Afrika oder Australien/ Neuseeland und habt Lust, eure Erfahrungen weiterzugeben? Dann meldet euch! Für weitere Artikel suchen wir weiterhin DFH-Studierende/Absolventen, die es ins außereuropäische Ausland gezogen hat. E-Mail: redaktion@dfh-ufa.org Betreff: Weltenbummler

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